Neusprech des Tages: "Spuckhauben" (update)
Dienstag, 18.11.2014, 13:31 > daMaxBremer, gewöhnt euch schon mal an den Anblick von Verhafteten, denen ein Sack über den Kopf gezogen wurde. Hab ich mich schonmal drüber aufgeregt, geholfen hat's leider nix. Aber hey:
Vergleiche mit Guantanamo und Afghanistan wurden gezogen. Das kann Senator Mäurer nicht nachvollziehen. "Ich halte die Hauben für verhältnismäßig und angemessen", betont er. Eingesetzt werden dürfen sie nicht präventiv, sondern nur, wenn der Festgenommene bereits gespuckt hat oder als notorischer Spucker bekannt ist.
Nadannisjaallesgut
Mehr Neusprech ist hier gesammelt.
Update: vielleicht ist alles doch nicht so schlimm, wie es auf den ersten Blick schien. Vielleicht habe ich mich etwas vorschnell zu einer Kritik hinreißen lassen. Warten wir ab, wie es weitergeht. (danke, Lars!)
Es passiert nicht häufig, dass ich der Polizei beistehe, hier ist es allerdings der Fall. Ich habe selber mehrere Jahre im Blaulichtmilieu gearbeitet und habe es miterlebt, wie Kollegen und Polizisten angespuckt wurden. Nicht nur, dass es demütigend ist, es kann auch eine ernsthafte Gefahr für die Gesundheit davon ausgehen und - ja, die Welt ist so beschissen - es gibt Infizierte, die es absichtlich machen. Ein einfacher Mundschutz hilft in solchen Situationen schlicht und ergreifend nicht.
@Mec: Seh ich auch so. Und ich hab sonst auch nicht immer das beste Bild der Polizei. Das kann ich aber komplett nachvollziehen.
Diese Hauben werden in den USA gewohnheitsmäßig für Folter eingesetzt. Unsere Bullen werden das auch tun. Zu diesem Zweck werden chemische Kampfstoffe, die in jedem Krieg verboten sind, die aber jeder Bulle stets bei sich trägt auf das Gesicht gesprüht und dann wird die Maske über den Kopf gezogen. Gerne sprüht man das Gift auch unter die bereits über dem Kopf befindliche Haube. Was für ein Spaß!
Wird nicht lang dauern, bis zum ersten mal solche Vorwürfe auch in Hamburg laut werden. Aber keine Sorge: ist alles gelogen und ohnehin wird es sich um irgendwelche Neger handeln.
In 15 Jahren ist die Scheisse dann zwar offiziell nicht gern gesehen, aber doch allgemein übliche Praxis. Genau so, wie die ganze andere Scheisse, die natürlich ebenfalls nicht passiert. Aber keine Sorge, keine Sorge, keine Sorge! Wer nichts zu verbergen hat, hat nicht zu befürchten und kriegt auch keinen Chemisack übern Koppes. Und jetzt Schnauze!
Wusste gar nicht, dass Hauben spucken können...
Ansonsten fürchte ich auch, dass damit Schindluder getrieben wird, welcher nicht verfolgt oder unterbunden wird!
@Mec und el-flojo:
Ja, gell, das klingt immer alles so schön nachvollziehbar, und trotzdem werde ich den Eindruck nicht los, dass das nur eine dürftig konstruierte Ausrede ist, und es in Wirklichkeit nicht darum geht.
Das Problem "Spucken" klingt weder neu, noch die Lösung besonders innovativ, als dass man das nicht hätte schon vor Jahrzehnten eingeführt, wenn es wirklich darum ginge.
Die Ausrede erinnert z.B. an Namensschilder, die angeblich ein Verletzungsrisiko für die
Polizisten darstellen.
Btw. der "war on terror" klingt auch so schön nachvollziehbar.
Bitte rede nicht mit mir, als wäre ich ein naiver Dummkopf, der alles unreflektiert glaubt, was von der Polizei verlautbart wird. Das Gegenteil ist der Fall. Aber genauso wenig finde ich etwas schlecht, nur weil der Herr von Leitner das blöd findet. Ich war selber in solchen Situationen, wobei ich nicht derjenige war, der angespuckt wurde, und wüsste nicht, wie man dieses Problem, das zugegebenermaßen und glücklicherweise eher selten auftritt, auf eine andere Weise lösen kann. Ein einfacher Mundschutz hilft nicht und wenn man nicht das gesamte Gesicht verdecken möchte, muss man einen festen Mundschutz anbringen, der unter Umständen die Atmung behindert.
@Mec: hm. Vielleicht einfach selbst nen Helm anziehen? Würde gegen angespuckt zu werden genau so helfen, ist aber weit weniger invasiv, demütigend und freiheitsberaubend für den Festgenommenen. OKay klar, man hat nicht immer einen Helm griffbereit. Wie wäre es damit, SELBST ne Spucktüte übern Kopf zu ziehen? Okay, das war eher albern
@Mec(6):
Hmmm, ich habe Dir Gegenargumente geliefert, Du gehst überhaupt nicht auf sie ein und versuchst gar nicht, sie zu widerlegen, sondern wiederholst einfach nur Deine Argumente und lenkst mit dem Verweis auf fefe ab.
Was soll ich denn nun daraus schließen?
"Das Problem “Spucken” klingt weder neu, noch die Lösung besonders innovativ, als dass man das nicht hätte schon vor Jahrzehnten eingeführt, wenn es wirklich darum ginge."
Innovativ hin oder her. Entscheidend ist, ob es hilft. Und worum geht es deiner Ansicht nach denn "wirklich"? Abgesehen davon fallen mir spontan so einige nicht innovative Dinge ein, die man auch schon vor Jahrzehnten hätte einführen können, wie etwa Kreisverkehre.
"Die Ausrede erinnert z.B. an Namensschilder, die angeblich ein Verletzungsrisiko für die
Polizisten darstellen."
Und das hat jetzt genau was mit diesem Problem zu tun? Was ist es denn "wirklich", wofür die Polizei bei den sog. Spuckhauben eine Ausrede sucht?
"Btw. der “war on terror” klingt auch so schön nachvollziehbar."
Und das hat jetzt genau was mit diesem Problem zu tun? Wie gesagt, du redest hier nicht mit einem sprachlich unreflektierten Menschen, der jeden Dreck frisst, der ihm von oben hingeworfen wird.
@Mec:
Ich finde, hier wird ein neues, absolut menschenverachtendes und demütigendes Verhalten der Polizei legalisiert. Lass dir spaßeshalber mal von einem wildfremden Typen einen Sack übern Kopp ziehen und dich dann orientierunglos in der Gegend herumschubsen. Und wenn du richtig viel Spaß willst, kriegste noch nen Schuss Pfefferspray in die Haube.
Was hier eingeführt wird, ist ein weiterer Schritt in Richtung legalisierte Polizeigewalt.
@KnallrotesGummiboot: Ich weiss von einigen mit mir bekannten oder befreundeten Polizisten/Sanis/Feuerwehrleuten, dass das Anspucken schon seit vielen vielen Jahren ein Thema ist. Spuckhauben waren aber politisch nicht gewollt.
@Max: Ich bin mir nicht sicher, ob dein in #7 für den gesamten Beitrag gilt oder nur für den letzten Satz. Aber ich denke, wenn Polizisten anfangen, ständig einen Helm mit Visier zu tragen, wirkt das nicht gerade beruhigend, eher eskalierend. Und das ist doch das, was keiner will.
Außerdem finde ich, dass angespuckt zu werden, weit invasiver und demütigender ist als eine Spuckhaube. Wer wild um sich spuckt, muss ggf. auch mit den Konsequenzen leben. Wer mich anspuckt, würde sich mit Sicherheit über eine Spuckhaube freuen.
@Max: Hast du dir die Haube mal angesehen (http://www.radiobremen.de/nachrichten/gesellschaft/polizeibremenspucken100.html). Ich glaube nicht, dass man hier von orientierungslos sprechen kann.
Ich bin definitiv kein Freund von Polizeigewalt, und finde es oft erschreckend, womit Staatsgewaltinhaber davonkommen. Aber auch Polizisten müssen sich nicht alles gefallen lassen.
@Lars: okay, das ändert die Lage. Sorry, da habe ich wohl etwas vorschnell Beißreflex gezeigt. Wenn es diese Dinger sind und die wirklich nur Spuckern über den Kopf gezogen werden, nehme ich meine Kritik vorläufig zurück.
Also Leute! Es ist doch nicht so, das da draussen auf der Straße überall bösartige "Spucker" herumlaufen und die arme Polizei darum nervlich auf der letzten Rille fährt. Die Begegnung "Bürger - Polizei" ist doch nicht dadurch geprägt, das dann gespuckt wird! Was prägt denn diese Begegnung in erster Linie, vor allem in Ballungsgebieten, auf Veranstaltungen oder Demonstrationen? Das Allereletzte, was wir brauchen, sind doch weitere Befugnisse für die Polizei!
Selbstverständlich werden die Sadisten, die bei der Polizei ordentlich vertreten sind, diese Hauben benutzen, um Leute zu quälen. Selbstverständlich werden die, die nicht selber mitmachen die Schnauze halten. Selbstverständlich werden vor Gericht, sollte es soweit kommen, alle geschlossen dazu lügen. Selbstverständlich werden Richter, Staatsanwalt und Rechtsanwalt wissen, dass das gelogen ist. Und selbstverständlich wird das Tragen einer solchen Spuckhaube schon Beweis sein für Widerstand gegen die Staatsgewalt.
Und solange DAS die Realität ist, braucht mir niemand zu kommen mit armen Polizisten, die angespuckt werden.
Da draußen laufen aber nur widerliche Schweine rum!
@Max: Du brauchst dich nicht entschuldigen. Da draussen passiert viel zu viel Scheiße (meiner Meinung nach von allen Seiten), die einen zu solchen Reflexen treibt.
@Jens: Natürlich sind nicht alle bösartige Spucker. Hat doch auch keiner gesagt. Und dass in der Justiz keiner dem anderem ein Auge aushackt, ist auch in meinen Augen unhaltbar.
Ich weiss nicht, was deine Begegnungen geprägt hat, ich hatte bis jetzt keinen Grund zur Klage. Ob Ballungsgebiet (ich weiss nicht ob du Bremen so nennen würdest), Veranstaltungen, Demo (zugegeben nicht das Schanzen-Kaliber), Ordnungswidrigkeit oder vermeintliche Straftat: ich hatte nie Probleme, außer vielleicht ein etwas zu autoritäres Auftreten des ein oder anderen Cops. Das sind auch nur Menschen, mit all ihren Fehlern (die leider andere Auswirkungen haben als beim Otto-Normalo). Und leider ist es auch so, dass einigen von denen die Autorität zu weit in den Kopf gestiegen ist. Aber deswegen alle über einen Kamm scheren ist mir zu pauschal.
@Lars
"Und dass in der Justiz keiner dem anderem ein Auge aushackt, ist auch in meinen Augen unhaltbar."
Wir liegen in unserer Wahrnehmung sehr weit auseinander.
"Alle über einen Kamm scheren" kannst du mir mit Berechtigung vorwerfen. Speziell das von mir angesprochene "Fehlverhalten" zeigt nämlich einen homogen auftretenden Polizeiapparat. Innerhalb dieses Apparates wird das Fehlverhalten toleriert und gedeckt. Nicht das Fehlverhalten selbst, sondern das "Aufdecken des Fehlverhaltens" wird innerhalb der Polizei als "Fehlverhalten" gewertet und gnadenlos geahndet. Wer Teil eines solchen Systems ist, auch passiv, wird von mir über den entsprechenden Kamm geschoren.
Triggersalat enthält selten Nährstoffe.
@Horst Horstmann: äh...
Ich stimme da Horst zu!