Müll hat einen Namen: Nespresso
Philipp Weber hatte ich 2011 schon mal auf dem Zettel mit seinem Programm “Futter – streng verdaulich”. Jetzt bin ich gerade über einen wunderbaren (wenn auch etwas älteren) Text von ihm gestolpert, den ich dem nächsten, der mir mit so einem Alukapselkaffeescheiß daherkommt, an die Stirn tackern werde:
Müll hat einen Namen: Nespresso
Ich überschlage im Kopf: Das heißt also 35 Cent pro Stück. Bei circa 6 Gramm Kaffee pro Kapsel. Das sind… Ich rufe begeistert aus: „Krass, das sind ja nur 60 Euro pro Kilo Kaffee!“ Er strahlt mich an. Ironie versteht er auch nicht. Sind die Jungs irre? Für 60 Euro bekomme ich wilden, handverlesen Dschungel-Kaffee mit Öko-Premium-Siegel, der so fair gehandelt wurde, dass ein äthiopischer Kaffeesammler seine Kinder in Berlin Theaterwissenschaften studieren lassen kann.
und später
Klar, man kann das Aluminium auch in einen Sammelcontainer oder zum Wertstoffhof bringen. Das erscheint mir irre realistisch. Gerade hat eine grell geschminkte Dame mittleren Alters ihren Mercedes SLK trotz absolutem Halteverbot vor dem Geschäft geparkt und stöckelt in dunkelbraunen Pelz gehüllt ins Geschäft. Unter Wertstoffhof versteht die wahrscheinlich den Ort, wo sie ihre Diamanten gekauft bekommt, wenn ihr Göttergatte mal wieder die Chefsekretärin gebumst hat. Frauen dieses Kalibers werden erst dann einen Sammelcontainer besuchen, wenn Gucci die passenden Taschen für leere Prosecco-Flaschen erfunden hat.
Ich glaube, ich muss mir da was abonnieren.
Links 2013-05-21
- netzpolitik: Staatstrojaner jetzt auch für Mac im Angebot. Und wer wird bespitzelt? Korruptionsbekämpfer.
- fefe: Wollt ihr mal sehen, was Videoüberwachungssysteme so alles an Auswerte-Funktionen mitbringen?
- netzpolitik: Unsere Geheimregierung weigert sich beharrlich, die Protokolle der Verhandlung zum Leistungsschutzgeldgesetz zu veröffentlichen. Das ist alles so eine Farce hier.
- rt: Öhm... die UK-Cops haben in den letzten 2 Jahren DNA-Proben von über 200.000 Babies(!) genommen. Aber ich bin sicher, dafür haben sie einen triftigen Grund gehabt. Minority Report und Gattaca lassen grüßen.
- heise: Na ganz groß: SAP will bis 2020 Hunderte Autisten als Softwaretester und Programmierer einstellen. Genau das was wir brauchen: noch mehr Software von Autisten. Ich habe ja jetzt schon das Gefühl, dass in der IT-Branche überdurchschnittlich viele Autisten arbeiten
- netzpolitik: Neues vom Copyrightwar: Hollywood-Studios lassen Links zu Pirate Bay Dokumentation löschen:
Solche Löschanfragen sind nichts außergewöhnliches, versuchen die Hollywood-Studios doch so viele Filme zu löschen wie nur möglich. Bemerkenswert ist aber, dass die besagte Dokumentation unter der Creative-Commons-Lizenz BY-NC-ND veröffentlicht wurde und somit kostenlos herunterzuladen ist.
Klavierlernen? Nicht in einer Konzernokratie!
Es gab da so einen YouTube-Kanal, auf dem ein Mensch anderen Menschen das Klavierspiel beibrachte. Damit ist jetzt Schluss wegen Copyright-Bullshit. Super großes Kino, liebe Unterhaltungsmafia.
In einem Video erklärt de Heide, dass das Videoportal zum einen die Tutorials als Cover-Versionen der jeweiligen Musikstücke eingestuft habe und daher in der Verbreitung eine Urheberrechtsverletzung sehe. Zum anderen mache ein anderer Klavierlehrer, der auf YouTube Online-Kurse anbiete, die Verletzung seines geistigen Eigentums geltend. Konkret geht es um die Noten in Buchstabenform (C,D, E usw.), die de Heide über einer Klaviatur bei Vorspielen der Stücke eingeblendet hatte.
Aha, C D und E über einer Klaviatur sind also geistig vereigentumt. Tolle Wurst.
Was Eltern beachten sollten, wenn ihre Kinder die ersten Schritte im WWW unternehmen
Heise hat einen kurzen Artikel darüber, wie Eltern zusammen mit ihren Kindern die ersten Schritte im WWW unternehmen sollten, vor allem hinsichtlich Social Networks. Ein Polizist meint:
Tabu sein sollten auch Spitznamen wie etwa "Maria12", bei denen jeder sofort das Alter des Benutzers erkenne. [...] Er habe sich einmal als "Tanja12" angemeldet – und in fünf Minuten sieben Angebote mit sexuellem Hintergrund von Männern gehabt. Wenn Kinder so im Netz angemacht würden, seien sie hilflos. "Da brauchen sie die Eltern im Hintergrund."
"Niemand hat die Absicht, flächendeckende Videoüberwachung einzuführen"
Aber im Bereich des öffentlichen Verkehrs sei das "absolut sinnvoll".
Die GURKEN
Kleine Fingerübung in Inkscape. Gibt's auch als SVG.
Lizenz: CC BY-NC-SA
unter Verwendung dieser Gurke von Stuart Webster. [CC BY]
@tatortwatch: Gegen die mediale Normalisierung bürgerrechtlicher Wurstigkeit
Dass mir der Tatort hin und wieder auf die Nerven geht, erwähnte ich bereits. Anscheinend empfinden andere Menschen da ähnlich, im Gegensatz zu mir bedienen diese Menschen jedoch aktiv Twitter und so haben einige Grünen-Politiker|innen unter dem Motto "Darf der Tatort das?" den Channel
eröffnet. Dort unterziehen sie das Flaggschiff deutscher Sonntagabendkrimikultur einem Grundrechtecheck und dokumentieren die von den Tatort-Kommissaren regelmäßig begangenen Bürgerrechtsverletzungen.
Menschen mit Unions-Hintergrund sehen darin zwar Bevormundung(?) und Pickelhaubendasein(??), ich dagegen begrüße @tatortcheck sehr (ja, auch wenn es von den Gurken kommt) denn ich denke, dass das Fernsehen einen großen Anteil an der Erzeugung unserer Realität hat. Menschen, die jeden Sonntagabend - wenn sie sich eigentlich nur entspannen wollen - dreiste Rechtsbeugung als Normalität vorgesetzt bekommen, hinterfragen diese irgendwann vielleicht nicht mehr und würden sie auch dann als selbstverständlich hinnehmen, wenn sie ihnen außerhalb des Fernsehens begegnet. Auch so mancher handelnde Polizist scheint seinen Verhaltenskodex einem Tatort-Drehbuch entnommen zu haben, inklusive der irrigen Annahme einer unbedingten Aussagepflicht gegenüber der Polizei.
Felix Neumann hat einen langen und guten Artikel zu @tatortwatch geschrieben, denn auch er findet die Idee begrüßenswert: Gegen die mediale Normalisierung bürgerrechtlicher Wurstigkeit
Kein Wunder, daß die Reaktionen so massiv sind. Auch deshalb finde ich das Projekt großartig. Ansonsten staats- und obrigkeitskritische Linke und Liberale sehen den Tatort Woche für Woche ganz unkritisch, und bei einigen wundert es mich Woche für Woche, wie sie so ganz absehen können von der dargestellten Überheblichkeit der Polizei, den Rechtsbrüchen, dem nonchalanten Umgang mit dem ohnehin großzügig zur Seite der Polizei hin irrenden Polizeirecht – alles im Dienst einer effizienten Polizeiarbeit, der Ergebnisorientierung viel wichtiger ist als Rechtsstaatlichkeit und Beschuldigtenrechte.
https://twitter.com/tatortwatch
Dafür kruschtele ich vielleicht sogar nochmal mein Twitter-Passwort raus
Das Polizeistaatlogo (PDF gibt's auch) steht unter Do-WTF-you-want-to-Lizenz
The Chinese Tradition: Chopsticks
Mit Stäbchen zu essen ist noch so ein Ding, das ich wohl nie zur Perfektion bringen werde. Vielleicht kann ich mir ja von diesem Lehrvideo den einen oder anderen Trick abgucken. Den International Style muss ich mal bei beim Asiaten meines Vertrauens ausprobieren
https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=k3vBqX1NTBc
Mein Song des Tages 2013-05-20
Ich bin gerade wieder ein bisschen auf dem 8-Bit-Trip gelandet, deshalb ein Schmankerl vom ZX Spectrum anno 1992:
The Spy - Signal Part 3 (Mikropol) - Song 4
Aufgewacht!
Barry Leitch - Xenophobe Title Track (ZX Spectrum)
Für mich einer der besten Tracks, die je für den AY-Chip geschrieben wurden.
chiptune