flatter hat neulich schon was ziemlich Richtiges unter der Überschrift "Politik nicht für Wahlkämpfe missbrauchen" veröffentlicht, das bei mir irgendwie unterging. Jetzt haut EnBW-Chef Hans-Peter Villis allerdings wieder so ein krankes Statement raus, dass ich doch mal aktiv werden muss:
Er befürchte nun in Deutschland eine neue Atomdebatte, sagte Villis. Diese werde vor allem mit Blick auf die Landtagswahl in Baden-Württemberg am 27. März geführt werden. ‘Eine politische Diskussion in Deutschland um die Zukunft der Kernkraft hilft weder den Menschen in Japan, noch kann sie aufgrund der noch ungesicherten Fakten jetzt technisch fundiert geführt werden.’
Nee, is klar. Bloß jetzt keine Diskussion über irgendwas, denn das hilft keinem einzigen Japaner und noch viel weniger AKW-Betreibern, gell? Mann, für wie bescheuert haltet ihr uns eigentlich alle?!
Wann wenn nicht jetzt muss eine Diskussion um eine nicht beherrschbare Technologie geführt werden? Nee, jetzt geht mal gar nicht. Jetzt, wo offensichtlich wird, dass wir die Geister, die wir laufzeitverlängern wollen, überhaupt nicht im Griff haben, weil sie sich eben nicht ins Restrisiko verdammen lassen wollen. Erdbebensicher bis Stufe 8? Dann kommt ein Erdbeben Stufe 9 daher.
Ganz großes Kino auch Tanja Gönners rhetorischer salto mortale:
„Nach den Ereignissen in Japan erweise sich der in Deutschland eingeschlagene energie- und klimapolitische Kurs als richtig“, sagte Gönner am Samstag. „Es macht Sinn, Kernenergie lediglich als Brückentechnologie zu nutzen und nicht dauerhaft auf Atomstrom zu setzen.“
Äh... ja, nee, verstehe schon. Die 14-jährige Laufzeitverlängerung ist natürlich der Weg zu erneuerbaren Energien, ganz klar und nachhaltig und unmissverständlich.
Es muss wohl akuter Wahlkampf in Baden-Württemberg herrschen, sonst wäre es schlechterdings unmöglich, dass sich selbst Stefan "Haudrauf" Mappus einer Kreidediät unterzieht und die staunende Presse wissen lässt:
"Kernkraftwerke, die nicht den erforderlichen Sicherheitsansprüchen genügen, werden abgeschaltet. Nicht in sieben Jahren, nicht in 15 Jahren, nicht in 20 Jahren, sondern sofort."
Jep. Und die Kinder bringt der Storch. Zur Erinnerung: Stefan Mappus ist derjenige welche, der Kritikern der von ihm lautstark beworbenen AKW-Laufzeitverlängerung schon mal rät, den Job an den Nagel zu hängen, denn wie wir alle wissen:
"Politik ist ein Mannschaftsspiel und wer Individualsport bevorzugt, der muss sich ein anderes Tätigkeitsfeld suchen."
Bruahahahaaa! WTF?!? Klar, American Football ist auch ein Mannschaftsspiel. Lässt sich am besten mit Schlagstock, Pfefferspray und Wasserwerfer gewinnen. Aber halt! Solche Themen sollten wir jetzt nicht aufs Tapet bringen, schließlich ist damit keinem Japaner geholfen. C-D-U, Klap-pe zu!
(2x via politblogger)
bildnachweise:
mushroom cloud take away james clayton [CC BY-NC-SA]
wolf im schafspelz von aperfectworld [image courtesy of www.aperfectworld.org]
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