Woanders ist es immer schlimmer

Sonntag, 4.11.2012, 09:58 > daMax

Wenn ich geschäftlich auf Tour bin, nutze ich das Frühstück manchmal dazu, mir die aktuellen Qualitätsmedien zu Gemüte zu führen. So auch letzten Dienstag. Da saß ich also vor arterienverkrustendem Rührei mit Speck und las diesen Ausschnitt, dessen dreiste Raubmordkopie ich mir nicht verkneifen werde. Die [...] sind dabei bewusst gesetzt.

Es ist immer dasselbe Ritual. Am Tag nach der Wahl in [...] kritisieren [...] Wahlbeobachter den Ablauf der Abstimmung. Ihre Analyse ist jedes Mal identisch: die Wahlen sind weitgehend frei, aber der Staat mischt beim Wahlkampf mit, die Parteien bekommen ihr Geld aus zweifelhaften Kanälen und die Medien sind alles andere als unabhängig. Für ein Land, das einst in der ganzen Welt euphorisch als demokratisches Vorbild gefeiert wurde, ist das eine Bankrotterklärung.

Ich lese das also und frage ich mich, wie scheuklappenversehrt man eigentlich durch die Welt schlendern muss um nicht zu sehen, dass hier Wort für Wort von Deutschland die Rede sein könnte? Wie kommen unsere Leitmedien immer dazu, andere Länder zu kritisieren und dabei fest beide Augen vor der Realität zu verschließen? Natürlich mischt auch hier "der Staat" kräftig im Wahlkampf mit. Wer denn auch sonst? Natürlich bekommen auch bei uns die Parteien ihr Geld aus zweifelhaften Kanälen und unabhängige Medien gab es hier zuletzt 1962 (wovon jenes Magazin heute noch zehrt). Aber nein: uns geht es ja so gut und den anderen geht es ja immer viel schlechter. Deshalb brauchen wir an den herrschenden Verhältnissen auch nichts zu ändern und können es uns auf dem Sofa gemütlich machen und die nächste Castingshow glotzen.

Zum Heulen.

Ach ja: in dem Ausschnitt da oben ging es um die Ukraine.