Gestern hatte ich diesen Artikel aus der Süddeutschen schon in den Links. Heute habe ich ihn noch einmal aufmerksam gelesen und möchte deshalb etwas prominenter darauf aufmerksam machen. Es handelt sich um ein Interview mit Gerd Hansen, seines Zeichens Jurist mit besonderem Interesse am Urheberrecht (siehe seine Dissertation). Das Interview steht unter dem etwas irreführenden Titel "Freibier-Mentalität ist kein Maßstab", kommt aber gleich zu Beginn zum Punkt:
Hansen: Wir diskutieren inzwischen allen Ernstes über den urheberrechtlichen Schutz von Yogaübungen oder Kochrezepten. [...] Wenn wir nahezu alles schützen, müssen wir uns nicht wundern, wenn das traditionelle, auf den Poeten im stillen Kämmerchen zugeschnittene Urheberrechtssystem kollabiert.
Später fährt er Geschütze auf, bei denen Herrn Gorny wahrscheinlich das große Heulen und Zähneklappern überkommt:
Hansen: Ich schlage in meiner Arbeit vor, dass wir das Urheberrecht in das "Gesetz zur Förderung kreativen Schaffens" umbenennen und zudem die tragenden Grundgedanken des Urheberrechts dem Gesetz in einer Präambel voranstellen.
Aber aber, Herr Hansen. "Kreativen Schaffens" bedarf es doch unserer Unterhaltungsindustrie nicht. Solange Menschen wie Herr Bohlen darüber befinden, was musikalisch verwertet wird und solange der deutsche Michel den Dreck brav frisst, brauchen wir doch keine Kreativität.
Mit einem erstaunlichen Sinn für Timing (Synchronizität?) hat der Presseschauer einen Artikel veröffentlicht, in dem es um eine neue "Idee" der Deutschen Literaturkonferenz geht. Diese großartige Versammlung von Dichtern und Denkern hat sich ausgedacht, Werke, deren Urheber nicht oder nur schwer ermittelt werden kann, direkt an die Verwertungsgesellschaften zu überführen, damit die ihren Reibach damit machen können. Und schon fällt mir das Frühstück wieder aus dem Gesicht. Werden jetzt sämtliche Internetmeme unter GEMA gestellt, nur weil der Urheber nicht ermittelt werden kann? Um's mal schwäbisch zu formulieren: "Oh Herr, lass Hirn ra!" Diese ganzen Verweserfaschisten sorgen auf lange Sicht noch dafür, dass sämtliche Kreativität im Keim erstickt wird.
Piraten aller Länder vereinigt euch. Volle Breitseite und Klarmachen zum Entern.