Neulich hörte ich auf Deutschlandfunk Kultur ein Interview mit einem Typen, der Nachrichtenabstinenz predigte. Seine Grundaussage war in etwa: überlege dir, worin du wirklich informiert sein musst (z.B. beruflich), lies in diesem "Themenkreis" alle Fachpublikationen, die du kriegen kannst, aber lass' alle anderen Nachrichten weg. Komplett. Kurz gesagt sprach er sich also für den totalen Fachidioten mit völligem Realitätsverlust aus. Es hielt das für den Weg zu einem entspannteren Leben. Naja, dass ignorance bliss ist, steht so oder ähnlich angeblich schon in der Bibel und ist jetzt keine unbedingt neue Erkenntnis.
Wie dem auch sei, nach der letzten - in meinen Augen desaströsen - Bundestagswahl habe ich jetzt wirklich die Faxen dicke. Im Laufe der letzten paar Jahre hat sich in mir schon wieder ein Müllhaufen an schlechten Nachrichten angesammelt, der inzwischen bestialisch stinkt und anscheinend in mein geistiges Grundwasser sickert. So nehme ich beispielsweise die hirnrissigen "Entscheidungen", die manche Leute hinsichtlich ihrer politischen Einstellungen und Handlungen treffen, schon wieder persönlich und rege mich dann fürchterlich über Freunde, Bekannte und Verwandte auf. Und darauf habe ich jetzt keinen Bock mehr.
Also verordne ich mir für den Rest des Jahres jetzt eine umfassende Nachrichtensperre. Ab sofort lese ich nur noch das Kraftfuttermischwerk, Twisted Sifter, Angry Metal Guy, Heisec und vielleicht die eine oder andere Spielenewssite. Das wird sicher nicht ganz einfach werden, aber ich probiere das jetzt mal aus. Wenn ich das 4 Jahre lang durchhalte, wähle ich dann anschließend vielleicht auch CDU oder so. Ich verspüre jetzt schon den Drang, mir ein SUV zuzulegen, damit ich endlich auch über die viel zu kleinen Parkhäuser meckern kann
Fragt mich also dieses Jahr nicht mehr zu "aktuellen Themen" des Weltgeschehens, ich werde hoffentlich nichts davon gehört haben Mal sehen, wie lange ich vermeiden kann zu wissen, welche Koalition uns die nächsten 4 Jahre beehren wird
Und ganz zusammenhanglos noch 'n Song hinterher:
(Bild: vasse nicolas,antoine [CC BY 2.0])